Ayurvedische Tagesroutine

Ayurvedische Tagesroutine

Ayurvedische Tagesroutine – im gesunden Rhythmus leben

Wichtigstes Ziel des Ayurveda ist es, Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Dies gelingt uns gemäß ayurvedischem Verständnis vor allem dann, wenn wir unseren Alltag an die Zyklen der Natur anpassen und die natürlichen Rhythmen der Zeit nutzen.

Schon vor Jahrtausenden haben ayurvedische Gelehrte in ihren Schriften niedergelegt, was einen gesunden Tagesablauf ausmacht und warum „Dinacharya“, die Tagesroutine, so wichtig für unser Wohlbefinden ist.



Mit diesem Beitrag möchten wir Sie dabei unterstützen, ganz leicht einen ayurvedischen Tagesablauf ohne Hektik zu leben, um sich rundum wohl zu fühlen. Ayurveda für Freude, Glück und Gesundheit. Wir empfehlen Ihnen, nicht zu viele Dinge gleichzeitig zu verändern. Beginnen Sie Schritt für Schritt. Starten Sie mit einem Tipp, bei dem Sie das Gefühl haben, die Umsetzung fällt Ihnen leicht. Nach einiger Zeit fügen Sie dann einen zweiten Schritt hinzu, dann einen dritten usw.



Ayurveda am Morgen

Früh aufstehen

Frühes Aufstehen ist der erste ideale Schlüssel in Richtung einer guten Tagesroutine und für Gesundheit und Wohlbefinden.

Alte vedische Schriften empfehlen sogar, im Idealfall „eine Stunde vor Sonnenaufgang“ aufzustehen – also etwa in der Zeit zwischen 4:00 und 6:00 Uhr morgens. Entscheidend ist, dass Sie am besten noch in der morgendlichen Vata-Phase, also vor 6:00 Uhr, aufwachen – und zwar ohne Wecker. Auch wenn das für manchen zunächst ungewohnt erscheinen mag: Wenn Sie abends, so wie es die ayurvedische Tagesroutine vorsieht, vor 22:00 Uhr ins Bett gehen und auch die weiteren Empfehlungen zur Tagesroutine – insbesondere die für den Abend – beachten, kann das durchaus gelingen. Sie werden überrascht sein, wie viel Leichtigkeit, Frische und Kreativität Sie allein durch diese kleine Änderung erfahren. Nutzen Sie am Morgen den Schwung der Vata-Zeit; denn wenn Sie länger schlafen und während der Kapha-Zeit aufstehen, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die schweren Qualitäten dieser Tages-Phase Trägheit und Müdigkeit fördern.

Äußere und innere „Reinigung“

Zum Tages-Auftakt genießen Sie ganz bewusst Zeit für sich selbst und Ihre innere und äußere Reinigung. Der Ayurveda-„Fahrplan“ hilft Ihnen dabei:

  • Gründlich das Gesicht waschen
  • Mundhygiene: Sorgfältig Zähne putzen & Zunge reinigen
    Die Reinigung des Mundes ist sehr wichtig. Gerade auf der Zunge sammeln sich über Nacht jede Menge Abfallstoffe bzw. Ama (siehe Hinweise)
  • „Gandusha“ (Ölziehen)
    Das Ölziehen hat im Ayurveda eine lange Tradition. Auch hierbei geht es darum, Ihren Körper von angesammeltem Ama bzw. Abfallstoffen zu befreien. Am besten verwenden Sie dazu 1–2 Esslöffel (gereiftes) Bio-Sesamöl. Dieses behalten Sie zunächst im Mund, gurgeln und ziehen es durch die Zähne. Insgesamt ca. 4–5 Minuten lang. Bitte entsorgen Sie das Öl anschließend im Hausmüll und nicht über Waschbecken oder WC, das Öl könnte sonst auf Dauer den Abfluss verstopfen.
  • Wasser trinken
    Trinken Sie 1–2 Tassen bzw. 100–200 ml lauwarmes Wasser. Wenn Sie mögen, können Sie gern etwas Honig und/oder Zitronensaft zugeben.
  • Blase und Darm entleeren
    Besonders wichtig: Zur Reinigung am Morgen gehört eine Darmentleerung! Das Trinken des Wassers löst dieses Bedürfnis nach kurzer Zeit ganz natürlich aus.

Leichte körperliche Bewegung

Wenn Sie es zeitlich einrichten können, wäre jetzt ein kurzer, zügiger Morgenspaziergang ideal. Er regt Kreislauf und Stoffwechsel an und wirkt stimmungsaufhellend.

Danach geht es darum, sich zu „nähren“. Allerdings zunächst noch nicht mit Lebensmitteln, sondern mit Abhyanga, der ayurvedischen Selbstmassage mit Öl. So bringen Sie auch Stärke in die Dhatus (Körpergewebe), Muskeln und Knochen, tun viel für die Qualität Ihrer Haut und beruhigen sogar Ihr Nervensystem. Besonders Menschen mit Schlafstörungen profitieren von den tiefgreifenden Wirkungen der Ayurveda-Massage.

Ayurvedische Ölmassage (Abhyanga)

Mit dieser Ölmassage erwartet Sie ein echtes Selbst-Verwöhn-Programm. Massieren Sie etwa 5–10 Minuten sanft Kopf, Körper und Fußsohlen mit hochwertigen ayurvedischen Ölen, am besten einem Öl, das Ihrem Dosha-Typ entspricht. Bitte erwärmen Sie das Öl vor der Massage, z.B. im Wasserbad. Genießen Sie die kostbare Zeit für sich selbst.

Hier finden Sie weitere Informationen zur ayurvedischen Selbstmassage.

In unserem „Abhyanga“ YouTube-Video informieren Sie unsere indischen Top-Referenten über die wunderbaren und gesundheitsfördernden Wirkungen der ayurvedischen Selbstmassage und verraten viele praktische Tipps.



Wenn Sie gereiftes Sesamöl für die Ölmassage verwenden, können Sie auch jeweils 1–2 Tropfen des Öls in Ohren und Nase geben. Dann ruhen Sie ca. 10 Minuten, damit das Öl gut von der Haut aufgenommen werden kann.

Genießen Sie nach der Einwirkzeit eine warme Dusche oder ein Bad. Tipp: Nehmen Sie überschüssiges Öl vorher mit einem Papiertuch ab und gießen Sie etwas Reinigungsmittel in den Abfluss – so beugen sie langfristig Verstopfungen vor.

Yoga Asanas und Pranayama (Atemübungen)

Nach Abschluss der Morgenhygiene ist nun der richtige Zeitpunkt für Ihre Yoga Asanas und Atemübungen (Pranayama). Mit viel Aufmerksamkeit und Achtsamkeit durchgeführt, kann die regelmäßige Anwendung dieser Übungen spürbar Ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden steigern.

Transzendentale Meditation

So wie die oben beschriebene körperliche Reinigung gehört auch die innere Reinigung unverzichtbar zu jeder ayurvedischen Morgenroutine. Wir empfehlen sehr gern die Transzendentale Meditation, weil sie so besonders mühelos, leicht und natürlich auszuüben ist und außergewöhnlich tiefe innere Ruhe und Klarheit schenkt. Damit schaffen Sie eine Basis, auch einem fordernden Alltag gelassener entgegen zu sehen und diesen locker zu bewältigen.

Frühstück

Ihr Frühstück sollten Sie idealerweise bis 8:00 oder spätestens 9:00 Uhr zu sich nehmen. Da wir uns jetzt in der Kapha-Zeit befinden, ist das Verdauungsfeuer Agni (siehe Hinweise) nach ayurvedischer Lehre nicht sehr stark. Entsprechend leicht sollte das Frühstück ausfallen. Falls Sie sich nicht hungrig fühlen, kann das Frühstück auch entfallen.

Ansonsten kommen zum Beispiel einige Früchte der Saison in Frage (Hinweis: Vata-Typen können diese auch mit Trockenfrüchten, z.B. Datteln und/oder Feigen sowie Nüssen dünsten und mit einigen Gewürzen wie Kardamom oder Zimt warm genießen) – oder Sie bereiten einen leichten Frühstücksbrei aus Getreide zu. Hier finden Sie einige ayurvedische Frühstücksrezepte . Essen Sie niemals in Eile, im Stehen oder gar im Gehen. Nehmen Sie sich 10–15 Minuten Zeit, um bequem und in Ruhe zu frühstücken. – Dann werden Sie sich „vollständig“ und wohl fühlen.

Wählen Sie Ihre Kleidung zur Jahreszeit passend aus, sie sollte entsprechend warm und bequem sein. Dann geht es an die anstehenden Aufgaben. Der restliche Vormittag eignet sich gut für Ihre erste Schaffensphase:

Ihre ayurvedische Morgenroutine auf einen Blick
  • Vor 6:00 Uhr aufstehen
  • Gesicht waschen
  • Zähne putzen – Zunge reinigen
  • Gandusha (Ölziehen)
  • Wasser trinken – Blase und Darm entleeren
  • Leichte körperliche Aktivität (optional)
  • Abhyanga (Selbstmassage mit Öl)
  • Bad/Dusche
  • Yoga Asanas – Pranayama – Meditation

Ayurveda am Mittag & Nachmittag

Mittagessen

Die ideale Zeit für ein Mittagessen ist 12:00 – spätestens 13:00 Uhr –, wenn die Sonne am höchsten steht. Jetzt ist Ihr Verdauungsfeuer kräftig und damit für die Hauptmahlzeit des Tages gerüstet. Bei der Auswahl Ihrer Speisen und Getränke orientieren Sie sich am besten an Ihrem Dosha-Typ und der aktuellen Jahreszeit. Nach dem Essen können Sie eine kurze Pause einlegen. Von einem Mittagsschlaf ist dagegen aus ayurvedischer Sicht eher abzuraten.

Nachmittag

Am Nachmittag gehen Sie weiter Ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Als Abschluss dieser zweiten Schaffensphase geleiten Sie Yoga Asanas, Pranayama und die Transzendentale Meditation langsam in einen entspannenden Abend.

 

Ayurveda am Abend

Abendessen

Das Abendessen nehmen Sie entsprechend den natürlichen Rhythmen am besten spätestens um 18:00 oder 19:00 Uhr ein. Damit befinden wir uns erneut in der Kapha-Zeit mit einem eher schwachen Verdauungsfeuer. Um das Verdauungssystem während der Nachtruhe nicht unnötig zu belasten, sollte das Abendessen sehr leicht ausfallen. In Frage kommen z.B. eine Gemüsesuppe oder etwas Khichari (Reis mit gelben Mungbohnen). Rezepte, zum Beispiel unsere Polenta-Fenchelsuppe, finden Sie hier.

Nehmen Sie beim Abendessen niemals viel zu sich, denn Sie werden es wohl nicht verdauen können. Besonders tierisches Eiweiß ist abends sehr schwer verdaulich. Wählen Sie auch am Abend Speisen und Getränke passend zu Ihrem Dosha-Typ und zur Jahreszeit.

Abendspaziergang und Zeit für Ruhe

Nach dem Essen können Sie noch 10–15 Minuten spazieren gehen, wenn Sie mögen. Danach wenden Sie sich angenehmen, entspannenden Aktivitäten zu – denn jetzt ist die richtige Zeit für Ruhe und Entspannung. Aufregende Krimis, Computerarbeit oder (zu viel) Fernsehen gehören besser nicht dazu.

Zeitig schlafen

Schlafenszeit sollte dann spätestens um 22:00 Uhr sein, dem Beginn der Pitta-Zeit. Wenn Sie nach 22:00 Uhr noch wach sind, werden Geist und Körper wieder aktiv, sodass Sie nicht mehr so gut einschlafen können. Dann stellt sich der Schlaf oft erst sehr spät ein.

Sie sehen also: Es gibt eine ganze Reihe sehr einfacher Dinge, die wir umsetzen können, und die gleichzeitig wichtig sind für unsere Gesundheit.

Und falls Sie das Wichtigste zur ayurvedischen Tagesroutine noch einmal von unseren indischen Ayurveda-Experten Dr. Richa Shrivastava und Vaidya Saurabh Sharma hören möchten: Auf unserem YouTube-Kanal halten wir eine Aufzeichnung unseres Webinars „ Tagesroutine im Ayurveda“ für Sie bereit!

Viel Freude bei der Umsetzung unserer Tipps zur Tagesroutine und das Allerbeste für Ihre Gesundheit wünscht Ihnen
Ihr Maharishi-Ayurveda-Team

Wir danken unseren Experten Dr. Richa Shrivastava und Vaidya Saurabh Sharma für Ihre fachliche Unterstützung!

Dr. Richa Shrivastava

ist eine bekannte Forscherin. Sie studierte und dissertierte an Indiens führender Ayurveda Universität. Sie ist Master of Science (im Bereich Arzneipflanzenforschung).

Dr. Shrivastava leitet am anerkannten Forschungszentrum von Maharishi Ayurveda Products India eine Gruppe erfahrener Wissenschaftler und Fachkräfte, die im Bereich Produktentwicklung und Standardisierung tätig sind. Dr. Shrivastava leitet renommierte Forschungsprogramme und unterrichtet auf dem Gebiet des Ayurveda sowie ayurvedischer Pflanzen. Dabei liegen ihr insbesondere die Identifizierung der geeigneten Kräuter sowie die Qualitätskontrolle am Herzen.

Vaidya Saurabh Sharma

ist medizinischer Leiter des Maharishi Ayurveda Hospitals in Indien und Experte für patientenspezifische Ayurveda-Behandlungen. Geschätzt wird Vaidya Saurabh Sharma nicht nur wegen des Erfolgs und der Effektivität seiner Behandlungen, sondern auch wegen seines großen Engagements rund um den Maharishi Ayurveda. Diesem verdankt er auch die Auszeichnung als bester Ayurveda-Arzt mit dem Bhartiya Chikitsak Ratna Award. Vaidya Saurabh Sharma war schon häufig im indischen Fernsehen zu Gast und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in führenden Zeitschriften, Blogs und im Internet. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Pulsdiagnose, Ernährung und Lebensstil, Panchakarma-Therapien und Rasayanas sowie Kräuter-Heilmittel.