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Augengesundheit im Ayurveda
Veröffentlicht am: Mai 18, 2018 | Zuletzt aktualisiert am: Januar 2, 2025

Die Vielfalt von Farben und Formen, das Wechselspiel von Hell und Dunkel – das alles erfassen wir mit unseren Augen. Wie bedeutsam die Augen für uns sind, zeigt auch die Tatsache, dass 70 bis 80 % all unserer Wahrnehmungen über die Augen vermittelt werden. Kein Wunder also, dass unserem Gesichtssinn in der Schulmedizin wie im Ayurveda eine ausgesprochen große Bedeutung zukommt. Dies spiegelt auch die Zuordnung der Doshas bzw. Subdoshas wider. Dort wird jedes der drei Doshas Vata, Pitta und Kapha in je fünf Subdoshas unterteilt. Während normalerweise jedes Subdosha für mehrere Funktionen im Körper zuständig ist, finden wir im Pitta-Dosha ein eigenes Subdosha, das ausschließlich den Augen zugeordnet wird. Zugleich gibt es andere Subdoshas, die zusätzlich die Funktion der Augen beeinflussen.
Störungen der Augen aus Sicht des Ayurveda
Ähnlich wie bei anderen Befindlichkeitsstörungen gelten Störungen im Auge als Ausdruck eines Ungleichgewichts der drei Doshas, das es zu harmonisieren gilt.
Wir sprachen mit Frau Dr. med. Stephania Lorenz, Fachärztin für Augenheilkunde und ausgebildete Maharishi Ayurveda-Ärztin sowie langjähriges Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda.
Frau Dr. med. Lorenz erklärt: „Ayurveda beschreibt präzise Abläufe, nach denen sich Störungen am Auge typischerweise manifestieren“.

Augen als Spiegel von Körper und Seele
Wer schon einmal in die glasigen Augen eines fiebernden Kindes oder in die strahlenden Augen eines glücklichen Menschen geblickt hat, weiß: Die Augen sagen uns sehr viel über einen Menschen und sein Wohlbefinden. Auch die Schulmedizin nutzt den Blick ins Auge, um Hinweise auf Krankheiten zu gewinnen – sogar solche, die weit über die Augen hinausgehen.
Faszinierend ist, wie fein in traditionellen ayurvedischen Schriften schon vor 3500 Jahren Störungen der Augen unterschieden wurden – und das ganz ohne die technischen Geräte, über die Augenärzte heute verfügen. Allein die Sushruta Samhita unterscheidet 64, die Vaghbata Samhita sogar 94 verschiedene Augenerkrankungen.
Behandlung der Augen im Maharishi Ayurveda
Wie immer im Ayurveda zielt die Behandlung von Augenkrankheiten nie allein auf das erkrankte Organ. Vielmehr geht es darum, das Dosha-Gleichgewicht insgesamt zu verbessern – wovon neben den Augen der Mensch in seiner gesamten Gesundheit profitiert. Basierend auf den Ergebnissen ayurvedischer Diagnostik kommt dabei das übliche Spektrum ayurvedischer Ansätze zum Einsatz.
Darüber hinaus empfehlen die alten vedischen Schriften speziell zur Gesunderhaltung der Augen:- Zurückhaltung beim Sonnenbaden
- Überlastung der Augen vermeiden
- Keine raschen Temperaturwechsel von heiß nach kalt
- Kein längeres Starren auf eine bestimmte Stelle
- Guter nächtlicher Schlaf, nicht am Tag schlafen
- Anwendungen mit medizinischen Ölen oder Ghee
- Leinensäckchen
- Nasenreflexbehandlung
- Abkochungen
- Panchakarma zur inneren Reinigung
- Ayurvedischer Kajal
Übrigens findet sich der Kajal zur Pflege der Augen nicht nur in der indischen, sondern auch in der arabischen Tradition Ägyptens.
Eine besonders wichtige Heilpflanze für die Augen ist im Ayurveda die Amla-Frucht (Amalaki), die auch den Namen „Augenstärker“ trägt. Die Amla-Beere gilt als Pitta-regulierend. Da die Augen an Pitta gebunden sind, werden neben Amalaki weitere Pitta-balancierende Mittel wie z.B. Gewürzmischungen zur Unterstützung der Augen empfohlen.
Ein gutes Mittel zur Augenpflege ist aus ayurvedischer Sicht Ghee. Bei trockenen Augen wird es im Ayurveda z.B. im Rahmen von Augenspülungen eingesetzt. Frau Dr. Lorenz empfiehlt ihren Patienten mit trockenen Augen, vor dem Zubettgehen einen aufgewärmten Tropfen Ghee ins Auge zu geben. Die großartigen Auswirkungen auf das Auge wurden übrigens in einer Studie von der Uni Graz von Prof. O Schmut validiert (S Mathew, E Kettler-Schmut, O Schmut; 2008).
Bei zu Entzündungen neigenden Augen arbeitet Frau Dr. Lorenz zur Beruhigung gern tagsüber mit Rosen- oder Triphala-Wasser.
Nach dem ganzheitlichen Verständnis des Ayurveda wirken sich die beschriebenen Anwendungen nie nur auf das Auge, sondern immer auf den ganzen Menschen aus. Ebenso gilt umgekehrt, dass alles, was dem allgemeinen Dosha-Gleichgewicht im Körper dient, auch den Augen zu Gute kommt. Entsprechend gelten auch bei Augenkrankheiten die üblichen ayurvedischen Empfehlungen. Dr. Lorenz weist dabei besonders auf den Wert der Yoga-Asanas und des „Pranayama“, der yogischen Atemübungen (insbesondere Wechselatmung) zum Ausgleich der Doshas hin.
Ayurvedisches Morgenritual für alle Sinne
Eine große Bedeutung kommt im Rahmen der Selbstfürsorge der ayurvedischen Morgenroutine zu. Abgestimmt auf die fünf Sinne heißt das für Dr. Lorenz:
- Zeitiges Aufstehen
- Trinken von warmem Wasser
- Mundhygiene
- Reinigung der Nase
- Reinigung und Pflege der Augen (getränkte Wattepads mit Rosenwasser auf die Augen legen, morgens das Gesicht (Augen geschlossen) mit kaltem Wasser besprenkeln).
- Pflege der Ohren mit Sesamöl
- Baden (gegebenenfalls mit vorangehendem Abhyanga)