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Frühlingsfrisch oder frühjahrsmüde?

Wir haben es selbst in der Hand.

25.000 Konsultationen weltweit, über 1.000 unterrichtete Ärzte, mehr als 500 Seminare, Workshops und Konferenzen – soviel Erfahrung sucht ihresgleichen: der Vaidya Palakurthi Manohar, ayurvedischer Experte.

Die gesamte Natur pulsiert im Rhythmus der Jahreszeiten, im Wechsel von Tag und Nacht, von Werden und Vergehen. Von März bis Juni wirkt das strukturgebende Prinzip der Kapha-Energie: Um uns herum sprießt und wächst es. In der „Charaka Samhita“, dem klassischen ayurvedischen Lehrbuch, wird der Einfluss der Natur im Frühling so beschrieben: „Im Frühjahr wird durch die Wärme der Sonne das im Winter angehäufte Kapha im Körper verflüssigt.“

Doch wie kommt es überhaupt zu einem erhöhten Kapha und was bedeutet das?

Vaidya Manohar: „Der Frühling wird von Kapha dominiert. Warum von Kapha? Gerade endet die ayurvedische Jahreszeit ‚Sishir‘, der späte Winter. Das kalte Wetter der späten Winterwochen wirkt auf den Stoffwechsel. Die Verdauung wird stärker und die meisten Menschen essen in dieser Zeit mehr – oft Deftiges und Süßes. Das heißt, bis zum Beginn des Frühlings hat sich viel inneres Kapha in der Physiologie angesammelt. Wenn dann die Tage heller und wärmer werden, ‚schmelzen‘ die Sonnenstrahlen das Kapha im Körper und es ist verstärkt spürbar. Jetzt rächt sich jedes Zuviel. Das ist der Grund, warum je nach Typ eine Vielzahl von Beschwerden entstehen kann. Es ist die Zeit der Allergien und Erkältungen, von Husten, Verschleimung, Verdauungs- und anderen Kapha-Störungen. Die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit ist nur eine Folge davon. Wenn wir den Kapha-Symptomen nicht entgegenwirken, wenn diese unseren Schlaf stören, dann kommt die Müdigkeit an die Oberfläche. Frühjahrsmüdigkeit ist also kein Frühlingssymptom, sondern eine Nachwirkung unbeachteter Kapha-Störungen und unseres Verhaltens im Winter.“

Die innere Uhr umstellen.

Wie kann der Einzelne einen Überschuss an Kapha erkennen und was hält der Ayurveda jetzt an hilfreichen Tipps für jeden Typ bereit?

Vaidya Manohar: „Vata- und Pitta-Typen, denen es gelingt, im Winter einer guten Tagesroutine zu folgen, werden nicht notwendigerweise unter einer Kapha-Anhäufung im Frühling leiden. Aber Menschen mit einer dominanten Kapha-Konstitution können unter Umständen selbst bei Einhaltung einer guten Winter-Tagesroutine im Frühjahr mit Kapha-Problemen zu tun haben.“ Deswegen empfehle ich drei Dinge besonders zu beachten: Tagesroutine, ayurvedische Ernährung und hilfreiche ayurvedische Kräutermischungen.

Vaidya-Tipps zur Tagesroutine

  • „Versuchen Sie unbedingt, vor sechs Uhr aufzustehen. Wer in die Kapha-Zeit zwischen sechs und zehn Uhr ‚hineinschläft‘, wird sich träge, schwer und dumpf fühlen. Die Nase kann blockiert sein, Müdigkeitssymptome verstärken sich sogar noch. Legen Sie sich spätestens um zehn Uhr schlafen.“
  • „Genießen Sie die Hauptmahlzeit des Tages zur Mittagszeit und essen Sie am frühen Abend am besten eine schöne Suppe. Die belastet den Organismus nicht und Sie schlafen viel besser.“
  • „Bewegen Sie sich! Das ist im Frühjahr besonders wichtig. Yoga passt hervorragend für Vata-dominierte Typen. Pitta-Typen können moderat Sport treiben. Als Kapha-Typ dürfen Sie sich gern anstrengen. Das tut Ihnen gut.“

 Vaidya-Tipps zur Ernährung

  • „Wenn Sie das im Winter angehäufte Kapha reduzieren wollen, respektieren Sie dabei Ihren Dosha-Typ – denn nicht für jeden gelten die gleichen Ratschläge.“
  • „Für Vata- oder Pitta-Typen genügt eine leichte Besänftigung des Kapha-Doshas. Sie müssen auf nichts verzichten, was Ihnen sonst auch gut tut. Würzen Sie Ihre Speisen mit etwas Kapha-Churna, aber übertreiben Sie es nicht. Besonders Menschen mit starkem Pitta-Anteil würden ihr Pitta-Dosha noch weiter erhöhen, wenn sie jetzt zu stark würzen.“
  • „Sind Sie ein Kapha-Typ? Dann können Sie nun reichlich und scharf würzen. Das kurbelt die Verdauung an. Ihr Speiseplan sollte viel frisches grünes und ballaststoffreiches Gemüse mit etwas Chapatti beinhalten. Besonders geeignet sind auch Zuckerschoten, Broccoli, Blumenkohl und andere Kohlsorten, grüne Blattgemüse wie Spinat und Mangold, Rucola oder Chicoree. Ergänzen Sie dazu kleine Mengen ausgewählter Getreidesorten (etwa im Verhältnis 1:4), zum Beispiel Gerste, Quinoa, Hirse, Roggen oder Amaranth. Die Geschmacksrichtungen scharf, bitter und zusammenziehend gleichen wirkungsvoll Kapha aus.“
  • „Viele Menschen verspüren jetzt Lust auf frische Salate oder Rohkost. Das ist in Ordnung für Pitta-Typen mit einem sehr starken Verdauungsfeuer. Aber selbst dann empfehle ich nur kleine Mengen davon mit einem Dressing, das Zitronensaft und ein wenig schwarzen Pfeffer enthalten sollte. Gedünstet oder sanft geschmort sind alle Speisen viel leichter verdaulich, und darauf kommt es jetzt besonders an.“
  • „Eines möchte ich noch zu den Gewürzen anmerken: Wenn Sie zu Pitta-Hautproblemen wie gereizter, empfindlicher und geröteter Haut neigen, verzichten Sie besser auf die stark Kapha reduzierenden Gewürze wie Ingwer, Schwarzer Pfeffer, Asafoetida, Knoblauch, Gelbwurz und Kreuzkümmel.“
  • „Wenn das Kapha-Dosha erhöht ist, profitieren Sie besonders von Ingwer, Gelbwurz und Tulsi.“
  • „Wenn es draußen feucht-kalt und ungemütlich ist, empfehle ich gern folgende Mischung: Brühen Sie eine große Kanne ‚Sanfter Atem‘-Tee auf und geben Sie drei (bis zu sechs) Teelöffel Prana-Sirup hinzu. Über den Tag verteilt getrunken, verleiht die Zubereitung ein Gefühl von Leichtigkeit und Frische.“
  • „Geben Sie ein paar Tropfen ayurvedisches Minz- und Kräuteröl in kochendes Wasser. So können sich die Dämpfe sehr gut entfalten.“
  • „Haben Sie die ‚Pastillen für frischen Atem‘ stets dabei. Sie sind besonders angenehm, wenn der Hals ein wenig kratzt.“